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5. Dezember, 2022 / Katharina Frauenknecht

Krampus trinkt Hafermilch: Werbeagentur entfert "Hafermilch-Spruch" nach Kritik der Agrarlobby

Ein Werbespot der Werbeagentur „Tirol Werbung“ soll Gastfreundschaft und Toleranz vermitteln, indem er einen Krampus (eine Schreckgestalt, die in Begleitung des Nikolaus auftritt) zeigt, der in einer Tiroler Hütte einen Latte Macchiato mit Hafermilch bestellt. Der Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger äußerte sich allerdings verärgert darüber, dass der Spot Hafermilch statt Tiroler Kuhmilch zeige. Das Video sei ein Affront gegenüber den Tiroler Bauern.

„Es kann doch nicht sein, dass in einem Werbevideo für Tirol, das traditionelle Gastfreundschaft hochhält, ‚Hafermilch‘ und nicht die ureigene, echte Tiroler Milch vorkommt.“ Der Werbespot der Tirol Werbung war Teil der Winterkampagne 2022 und soll die herzliche Tiroler Gastfreundschaft gegenüber Touristen vermitteln. „Wir sind zu allen herzlich“ wird in dem Video eingeblendet, nachdem die Wirtin einer Tiroler Hütte aus der Küche kommt, und einen Krampus begrüßt, der eingetreten ist, um einem kleinen Kind ihren verlorenen Handschuh wiederzubringen. Sie fragt ihn, ob er etwas bestellen möchte. Dieser entgegnet in höherer Stimmlage: „I hätt‘ gern an Latte Macchiato. Mit Hafermilch bitte.“

Der Werbespot ist schon seit einem Jahr auf YouTube zu sehen und gewann bereits einen Silbernen Delfin bei den Cannes Corporate Media & TV Awards. Hechenberger scheint wohl erst ein Problem mit dem Spot zu haben, seitdem er Teil der Tiroler Winterkampagne 2022 ist. „Wir sind zu allen herzlich, außer zu unseren eigenen Bäuerinnen und Bauern – das würde es wohl eher treffen.“ Dabei ist der Mutterkonzern von „Tirol Milch“ im verganenen Jahr selbst in die Produktion von Haferdrinks eingestiegen und verwendet dabei Hafer, der von Waldviertler Milchbauern angebaut werde. 

Tirol Werbung hat auf die Kritik mit einer Überarbeitung reagiert. „Das Wort Hafermilch wird nicht mehr ausgesprochen, um Irritationen bei den Tiroler Bäuerinnen und Bauern zu vermeiden“, erklärt Florian Neuner, Leiter der Unternehmenskommunikation. Jedoch könnte die Reaktion auch einen rechtlichen Grund haben: seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2017 vegane Milchersatzprodukte nicht mehr als „Milch“ bezeichnet werden. Dies könnte auch einem verärgerten Landwirtschaftskammerpräsidenten bekannt sein.

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