Eisen ist im menschlichen Organismus für den Sauerstofftransport im Blut, die Immunfunktion und die Gehirnfunktion von entscheidender Bedeutung.1 Wie der Eisenforscher Prof Dr. Klaus Günther erklärt, kann ein Eisenmangel außerdem (ebenso wie Mängel an anderen essenziellen Nährstoffen) das Risiko an Depression zu erkranken erhöhen. In den Köpfen vieler Menschen sind tierische Lebensmittel wie rotes Fleisch immer noch das Sinnbild eines besonders eisenreichen Lebensmittels und entsprechend häufig hört man von der Sorge um Eisenmängel bei fleischfreier Ernährung.
Eisenversorgung vegan lebender Menschen
Diese Sorge vor einem Eisenmangel bei fleischfreier Kost ist allerdings überwiegend unbegründet, da manifeste Eisenmängel bei veganer Ernährung im Durchschnitt nicht häufiger als in der Mischkost anzutreffen sind.2 Quantitativ nehmen vegan lebende Menschen in einigen Untersuchungen sogar bis zu doppelt so viel Eisen wie mischköstlich essende Menschen zu sich3 und durch wenige Tipps zur Optimierung der Absorptionsrate kann auch die durchschittlich geringere Bioverfügbarkeit des pflanzlichen Eisens im Vergleich zum in Fleisch enthaltenen Hämeisen kompensiert werden.4 Die in diesem Artikel gezeigte Abbildung illustriert einige der aufnahmefördernden sowie aufnahmehemmenden Stoffe für die Eisenabsorption, die im Detail auch im dazugehörigen YouTube-Video zur Eisenabsorptionssteigerung besprochen werden. Erstere sollten möglichst häufig zu eisenreichen Mahlzeiten verzehrt werden, wohingegen letztere möglichst abseits der eisenreichen Mahlzeiten konsumiert werden sollten.
Wenn ein Fokus auf eisenreiche vegane Lebensmittel gelegt und die Optimierung der Eisenabsorption im Auge behalten wird, müssen vegan lebende Menschen auch nicht mehr Eisen als Mischköstler zuführen, da die Absorptionsrate vergleichbar gestaltet werden kann.
Pflanzliche Eisenquellen
Welche veganen Lebensmittel besonders eisenreich sind, zeigt die Abbildung der eisenreichsten pflanzlichen Lebensmittel in diesem Artikel. Eine Reihe von Samen wie Kürbiskerne, Sesam, Hanf und Leinsamen sind exzellente Eisenlieferanten. Auch einige Nüsse wie Pistazien, Mandeln und Haselnüsse liefern recht große Mengen an Eisen. Unter allen Getreiden sind Haferflocken die mit Abstand eisenreichsten. Ein weiterer guter Eisenlieferant sind getrocknete Aprikosen (Marillen), die für ein Obst verhältnismäßig viel Eisen liefern. Pseudogetreide wie Hirse, Amaranth und Quinoa sind ebenso wie die meisten Hülsenfrüchte, allen voran Sojabohnen, gute Eisenlieferanten. Auch aus Hülsenfrüchten hergestellte verarbeitete Lebensmittel wie Fleischersatzprodukte oder vegane Proteinpulver auf Erbsen- oder Sojabasis können sehr große Mengen an Eisen liefern, die aber oft nicht in der Nährwerttabelle auf dem Etikett angegeben werden und somit in der Zufuhrberechnung oft untergehen. Auch einige Blattgemüse wie Spinat, Grünkohl und Rucola sowie eine Reihe von Kräutern wie Basilikum und Petersilie sind ebenfalls sehr eisenreich, jedoch ist die Eisenabsorption im Spinat mit etwa 8% tatsächlich geringer als in vielen anderen eisenreichen Pflanzen wie Rucola und Grünkohl.
Neuere Untersuchungen zeigen überdies, dass zumindest in gewissen pflanzlichen Lebensmitteln wie Linsen Eisen in einer ebenso hoch bioverfügbaren Form wie im roten Fleisch steckt, erklärt Eisenforscher Prof. Dr. Günther im Video-Interview.
Eisen ist nicht nur kritisch bei veganer Ernährung
Obwohl Eisen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als kritischer Nährstoff in der veganen Ernährung bezeichnet wird, ist dieser laut der World Health Organization (WHO) einer der weltweit häufigsten Nährstoffmängel (also auch bei Mischkost) und somit nicht nur ein Thema in der veganen Ernährung.5 Eisen ist das häufigst vorkommende Element und macht einen großen Teil des inneren und äußeren Erdkerns aus. Darüber hinaus ist es das vierthäufigste Element in der Erdkruste.6 Ebenso reichhaltig ist es somit auch in der pflanzlichen Nahrung enthalten. Altsteinzeitliche Jäger und Sammler haben je nach Region in vielen Fällen zwar zwei Drittel oder mehr ihrer Kalorien über pflanzliche Lebensmittel wie Früchte, Wurzeln, Gemüse, Nüsse, Samen und gewisse Hülsenfrüchte aufgenommen, aber Eisenmängel waren aller Wahrscheinlichkeit nach äußerst selten anzutreffen. Die pflanzenbetonte altsteinzeitliche Ernährung enthielt nach Schätzungen von Experten pro Tag mehr als 100 g Ballaststoffe (was auf einen äußerst hohen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln hinweist) und lieferte dennoch etwa 85 mg Eisen pro Tag.7
Somit führten altsteinzeitliche Menschen in Relation zu ihrem höheren Energieverbrauch knapp sechsmal mehr Eisen als Menschen mit der heutigen durchschnittlichen westlichen Mischkost zu. Die altsteinzeitlichen Vorfahren des heutigen Menschen nahmen außerdem auch über den Verzehr von Blut und Organen erlegter Tiere größere Mengen an Eisen auf, als es westliche mischköstlich essende Personen heute über den Verzehr von vornehmlich Muskelfleisch ohne Blut und Organe tun.
Wie hoch die Eisen-Zufuhrempfehlung für (vegan lebende Menschen) in der DACH-Region ist illustriert die Tabelle im heutigen Artikel. Es kann darüber hinaus aber auch davon ausgegangen werden, dass die noch nicht kultivierten Urpflanzen, die einen überwiegenden Teil ihrer Ernährung bildeten, einen wesentlich höheren Gehalt an Eisen enthielten als es heutige Kulturpflanzen tun.8 Die Frage ist also weniger, wie hoch der Anteil an tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln in der Ernährung ist, sondern wie viel Fokus auf die Mineralstoffdichte bei der Kultivierung und beim Anbau von Nutzpflanzen gelegt wird.
Sind potenzielle Eisenengpässe ein Argument gegen den Veganismus?
Tierische Lebensmittel haben grundsätzlich kein Monopol auf einzelne lebensnotwendige Nährstoffe und so benötigt man nicht zwingend Fleisch, um den Eisenbedarf zu decken. Es braucht lediglich eine eisenreiche vegane Kost mit Fokus auf aufnahmefördernde Stoffe sowie in Zukunft optimierte Pflanzenzüchtungen, die auf eine besonders hohe Mineralstoffdichte ausgelegt sind bzw. verbesserte Verarbeitungsmethoden, die den Mineralstoffgehalt der pflanzlichen Lebensmittel während des Verarbeitungsprozesses bestmöglich erhalten. Darüber hinaus sollte zukünftig ein vermehrter Fokus auf eine optimierte Lebensmittelanreicherung gelegt werden. In Ländern wie Kanada ist es beispielsweise schon heutzutage per Gesetz vorgeschrieben, dass Auszugsmehle mit Eisen (und gewissen B-Vitaminen) angereichert werden müssen, um den Nährstoffverlust durch das Raffinieren des Getreides zu kompensieren.9 Solche effektiven Maßnahmen tragen merklich zur Eisenversorgung der (veganen) Bevölkerung bei und könnten auch in den D-A-CH-Staaten helfen, die Eisenversorgung zu optimieren.
Tabelle 2 listet abschließend die häufigsten Vorurteile gegenüber der veganen Ernährung in Bezug auf die vegane Eisenversorgung auf und berichtigt diese kurz und knapp.
Vorurteil | Realität |
---|---|
In einer veganen Ernährung erhält man nicht genügend Eisen. | ► Vergleichende Untersuchungen zeigen, dass vegan lebende Menschen im Durchschnitt ebenso viel oder mehr Eisen zu sich nehmen als Mischköstler. |
Eisen aus Pflanzen wird im Vergleich zu Eisen aus Fleisch wesentlich schlechter vom Körper aufgenommen. | ► Hämeisen aus Fleisch wird zwar zu einem höheren Prozentsatz aufgenommen, jedoch ist der größte Einflussfaktor auf die Eisenaufnahme nicht die Art des Eisens, sondern der aktuelle Eisenstatus der Person. Durch Substanzen wie Vitamin C oder BetaCarotin kann die Eisenaufnahme aus Pflanzen außerdem vervielfacht und somit bedarfsgerecht gestaltet werden. |
Vegan lebende Personen haben eine höhere Chance als Mischköstler, einen Eisenmangel zu erleiden. | ► Der Organismus kann sich an eine ausschließliche Nicht-Hämeisen Zufuhr aus Pflanzen gut anpassen, die Absorptionsrate erhöhen und die Ausscheidungsverluste reduzieren. Diese Mechanismen führen in Summe dazu, dass vegan lebende Menschen in den meisten Untersuchungen nicht häufiger als Mischköstler an manifesten Eisenmängeln leiden. |
Vegan lebende Personen müssen Eisen supplementieren. | ► Ob Eisen supplementiert werden muss, hängt nicht primär von der Ernährungsform, sondern von der konkreten Lebensmittelauswahl ab. Bei guter Zusammenstellung der Kost enthält eine vegane Ernährung auch ohne Supplemente ausreichende Mengen an Eisen. |
Sämtliche wichtigen Informationen zum Thema Eisenversorgung bei veganer Ernährung gibt es im Buch „Vegan-Klischee ade!“ von Niko Rittenau sowie in seiner mehrteiligen Videoreihe rund um das Eisen auf YouTube.
Autor: Niko Rittenau
Titel: Vegan-Klischee ade!
Verlag: Ventil Verlag
ISBN: 3954531895
Quellen
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- Schüpbach, R. ert al. (2017). Micronutrient status and intake in omnivores, vegetarians and vegans in Switzerland. Eur J Nutr, 56 (1), 283–293. ↩︎
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↩︎
Kalzium ist mengenmäßig der bedeutendste Mineralstoff im menschlichen Organismus und wird zu 99 % in den Zähnen und Knochen gespeichert.1 Lediglich das letzte Prozent befindet sich außerhalb des Skeletts und der Zähne, erfüllt aber auch dort wichtige Aufgaben. Neben seiner großen Bedeutung für die Knochengesundheit hat eine gute Kalziumversorgung einen wichtigen Einfluss auf die Muskulatur bzw. die Muskelkontraktion, die Reizübertragung im Nervensystem, die Blutgerinnung, die Stabilisierung der Zellmembran und eine Reihe weiterer Vorgänge im Körper.2
Die Werbung suggeriert uns, dass Milch- und Milchprodukte ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Speiseplans sind, damit wir ausreichend mit Kalzium versorgt sind. Aber müssen wir wirklich im Erwachsenenalter die Muttermilch einer artfremden Spezies konsumieren, um genügend Kalzium für gesunde Knochen zu erhalten und wie erhielten Menschen zehntausende von Jahren vor der Domestizierung von Nutztieren ohne Milch starke Knochen?
Eine gute Kalziumversorgung ist auch ohne Milch möglich
Milch gilt zwar als der Inbegriff des optimalen Kalziumlieferanten für gesunde und starke Knochen und so assoziieren viele Menschen einen Verzicht auf Kuhmilch im Rahmen einer veganen Ernährung daher nicht nur mit einem Mangel an Kalzium, sondern auch mit einer schlechteren Knochengesundheit. Kalzium kann zwar tatsächlich ein kritischer Mineralstoff in der veganen Ernährung sein, jedoch kann eine gut geplante pflanzliche Kost sowohl die Kalziumversorgung als auch die langfristige Knochengesundheit sicherstellen.3 Milch war in der Geschichte der Menschheit ohnehin nicht immer ein derart weit verbreitetes Lebensmittel wie heutzutage und immer noch sind weltweit etwa 70 % der Erwachsenen (in Deutschland zirka 20%)4 nicht in der Lage den Milchzucker (Laktose) in Milch und einigen Milchprodukten beschwerdefrei zu verdauen.5 Da Laktose abseits der Muttermilch in keinem anderen gängigen Lebensmittel in der Ernährung des Menschen vorkommt, ist es nachvollziehbar, dass ursprünglich nach dem Abstillen auch die Laktaseproduktion vom Körper eingestellt wurde, weil sie nicht mehr vonnöten war.6 Die Ausweitung des Milchkonsums über die Stillzeit hinaus ist dabei ein verhältnismäßig junges Phänomen, das eine genetische Anpassung in der Enzymproduktion erforderte. Dass man also als Jugendlicher und Erwachsener keine Muttermilch verträgt, muss nicht zwingend als Abnormalität angesehen werden, sondern ist weltweit betrachtet eher die Norm als die Ausnahme.
Da Milch von artfremden Spezies bis vor etwa 10.000 Jahren in der Ernährung des Menschen keine bedeutende Rolle spielte, Fleisch, Fisch und Eier quantitativ verhältnismäßig wenig Kalzium liefern und die Bioverfügbarkeit an Kalzium in Insekten fraglich und die Menge schwankend ist, rücken zwangsweise pflanzliche Kalziumquellen in den Fokus der Betrachtung. Diese haben aller Wahrscheinlichkeit nach einen überwiegenden Teil zur Kalziumversorgung im Laufe der menschlichen Evolution bis zum Zeitpunkt der neolithischen Revolution beigetragen.7 Erst mit dem Übergang zum Ackerbau und der Viehzucht im Rahmen der neolithischen Revolution begann die Muttermilch anderer Spezies, zumindest in einigen Teilen der Welt, eine bedeutende Rolle in der Kalziumversorgung des Menschen zu spielen.8 Wesentlich bedeutsamer als die Frage nach der Kalziumversorgung früherer Menschen ist für Veganer aber ohnehin, wie in der heutigen Zeit mit den zur Auswahl stehenden pflanzlichen Lebensmitteln eine adäquate Kalziumversorgung gewährleistet und wie langfristig die Knochengesundheit vegan lebender Menschen optimiert werden kann.
Die Kalziumversorgung vegan lebender Menschen
Untersuchungen zeigen, dass vegan lebende Menschen im Durchschnitt eine geringere Kalziumzufuhr als vegetarisch und mischköstlich essende Menschen haben.9 Eine Metaanalyse von vergleichenden Untersuchungen zwischen Mischköstlern, Vegetariern und Veganern zeigte darüber hinaus, dass die veganen Gruppen auch eine etwas geringere Knochenmineraldichte im Vergleich zu den mischköstlich und vegetarisch essenden Personen aufwiesen.10 Die gesundheitlichen Auswirkungen dieser Unterschiede sind laut den Wissenschaftlern allerdings unbedeutend. In vielen Fällen gilt es, bei vergleichenden Untersuchungen zwischen unterschiedlichen Ernährungsmustern nicht nur zu fragen, welche Gruppe die höhere Zufuhr einzelner Nährstoffe aufweist, sondern auch, wie die gesundheitlichen Auswirkungen davon sind. So fand beispielsweise die »EPIC Oxford Study« bei Veganern im Vergleich zu vegetarisch und mischköstlich essenden Menschen trotz insgesamt niedrigerer Kalziumzufuhr keine höhere Rate an Knochenbrüchen, solange die veganen Personen mindestens die Hälfte der DGE-Kalziumempfehlung zuführten.11 Eine weitere vergleichende Untersuchung aus Vietnam zeigte in Bezug auf die Knochenmineraldichte, den Knochenabbau und die Frakturrate keine Unterschiede zwischen veganen und mischköstlichen Probanden und Probandinnen, obwohl die vegane Gruppe nur etwa halb so viel Kalzium aufnahm wie die mischköstliche Gruppe.12
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten sich erwachsene westliche vegan lebende Personen bis auf Weiteres dennoch an die in diesem Artikel in der Tabelle aufgelisteten D-A-CH-Referenzwerte für die Kalziumzufuhr halten und diese durch pflanzliche Quellen mit guter Bioverfügbarkeit decken und einen Fokus auf die Optimierung der Bioverfügbarkeit legen, wie im vertiefenden Video zur Optimierung der Kalziumabsorption erklärt wird. Die im Artikel gezeigte Abbildung gibt einen Überblick zu den im Video genannten aufnahmefördernden Stoffen für die Kalziumversorgung, für die vor allem eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung von größter Bedeutung ist und die langfristige Knochengesundheit ebenso sehr betrifft wie die Kalziumversorgung selbst.
Kalziumhaltige pflanzliche Lebensmittel
Den Kalziumbedarf rein pflanzlich zu decken, muss nicht zwingend eine große Herausforderung darstellen. Neben einigen von Natur aus kalziumreichen pflanzlichen Lebensmitteln haben Produzenten von Pflanzenmilch und Tofu mittlerweile optimierte Produktionstechniken entwickelt, die diese Produkte zu besonders guten veganen Kalziumlieferanten machen und sogar einige Mineralwassersorten enthalten genügend Kalzium, um alleine durch die Deckung des Flüssigkeitsbedarfs auch den Kalziumbedarf zu decken. Das Kalzium aus Mineralwasser ist dabei mindestens so gut bioverfügbar wie Kalzium aus Kuhmilch.13 Einige Untersuchungen legen sogar nahe, dass Kalzium aus Mineralwasser besser bioverfügbar ist.14,15 Die Abbildung in diesem Artikel gibt einen Überblick über die besten Kalziumlieferanten in der veganen Ernährung.
In den meisten Fällen wird die Kalziumzufuhr bei veganer Ernährung mithilfe von drei Gruppen an pflanzlichen Lebensmitteln sichergestellt. Diese liefern jeweils ein Drittel des Tagesbedarfs und können so zusammengenommen eine ausreichende Bedarfsdeckung erzielen. Das erste Drittel des Kalziumbedarfs kann leicht über oxalsäurearme Gemüse mit mittelhohem bis sehr hohem Kalziumgehalt wie Grünkohl, Rucola, Brennnesseln und Brokkoli sowie einigen kalziumreichen Samen und Nüssen wie Sesam, Chiasamen, Leinsamen, Mandeln, Haselnüssen und weiteren gedeckt werden. All diese Lebensmittel liefern mittlere bis teils hohe Kalziumgehalte mit mittlerer bis sehr hoher Bioverfügbarkeit und schon moderate Mengen von ihnen decken spielend das erste Drittel des Tagesbedarfs an Kalzium. Das zweite Drittel des Tagesbedarfs können kalziumreiche Pflanzenmilchsorten liefern. Wichtig ist es, auf jene Sorten zurückzugreifen, die mit der Bezeichnung »mit Kalzium« oder »+ Kalzium« versehen sind, weil Pflanzenmilch nicht per se ein guter Kalziumlieferant ist, sondern es erst durch eine Kalziumanreicherung wird.
Wann immer vegan lebende Menschen also Pflanzenmilch konsumieren, sollten diese kalziumreichen Sorten die erste Wahl sein, weil bereits eine Portion in Höhe von 250 ml etwa ein Drittel des Tagesbedarfs deckt. Angereicherte Pflanzenmilch liefert dabei Kalzium in einer ähnlich guten Bioverfügbarkeit wie es bei Kuhmilch der Fall ist.16 Auch Tofu kann in Abhängigkeit der Herstellungsart ein sehr guter Kalziumlieferant sein. Daher lohnt sich beim Kauf ein Blick auf die Zutatenliste, um zu sehen, welches Gerinnungsmittel im Herstellungsprozess des Tofus verwendet wurde. Wenn sogenanntes Kalziumsulfat verwendet wurde, ist dies auch auf der Zutatenliste vermerkt und man kann davon ausgehen, dass dieser Tofu zwischen 150–220 mg Kalzium pro 100 g enthält und damit eine weitere ausgezeichnete Kalziumquelle ist.17 Daher sollten entweder eine kalziumreiche Pflanzenmilch oder ein mit Kalziumsulfat hergestellter Tofu auf täglicher Basis zugeführt werden, um mit einem dieser exzellenten Kalziumlieferanten das zweite Drittel des täglichen Tagesbedarfs zu decken. Das letzte Drittel liefert die Summe von anderen kalziumärmeren pflanzlichen Lebensmitteln wie Vollkorngetreide, Pseudogetreide, Hülsenfrüchte, (Blatt-)Gemüse und andere Nüsse und Samen, die für sich genommen zwar keine besonders großen Kalziummengen enthalten, aber im Rahmen einer kaloriendeckenden Ernährung dennoch zusammen ein Drittel des Tagesbedarfs liefern können.
Tabelle 2 listet abschließend die häufigsten Vorurteile gegenüber der veganen Ernährung in Bezug auf die vegane Kalziumversorgung auf und berichtigt diese kurz und knapp.
Tab. 2: Vorurteile gegenüber der Kalziumversorgung bei veganer Ernährung
Vorurteil | Realität |
---|---|
Durch eine vegane Ernährung erhält man nicht genügend Kalzium. | ► Eine kalorisch adäquate vegane Ernährung mit einem Fokus auf kalziumreiche pflanzliche Lebensmittel ergänzt durch kalziumreiche Pflanzenmilch kann den Tagesbedarf einwandfrei decken. |
Kalzium aus Pflanzen ist schlechter verfügbar als aus Milch. | ► Die Absorptionsrate unterscheidet sich von Lebensmittel zu Lebensmittel, aber einige Pflanzen weisen eine teils doppelt so hohe Bioverfügbarkeit von Kalzium auf, als dies beispielsweise bei Kuhmilch der Fall ist. Viele Pflanzen haben auch eine etwa gleichwertige Bioverfügbarkeit wie Kuhmilch. Nur wenige sehr oxalsäurereiche Pflanzen haben tatsächlich eine sehr geringe Kalzium-Bioverfügbarkeit. Durchschnittlich kann eine gut geplante vegane Ernährung eine vergleichbare Kalziumverfügbarkeit wie eine Mischkost bieten. |
Vegan lebende Menschen haben aufgrund der schlechteren KalziumVersorgung ein höheres Risiko für Osteoporose. | ► Vegan lebende Personen mit einer adäquaten Kalziumzufuhr über pflanzliche Lebensmittel haben keine höheren Osteoporoseraten im Vergleich zu Vegetariern und Mischköstlern. Eine schlecht geplante vegane Ernährung kann hingegen – so wie auch andere nichtbedarfsdeckende Ernährungsweisen – das Risiko für Osteoporose erhöhen. |
Kalzium ist der wichtigste Nährstoff für die Knochengesundheit. | ► Kalzium ist ein sehr wichtiger Bestandteil für die Knochengesundheit, aber auch eine ganze Reihe von weiteren Mineralstoffen, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen sowie einige Fett- und Aminosäuren tragen zur Erlangung und Aufrechterhaltung einer hohen Knochenmineraldichte bei. Ohne ausreichend Vitamin D, sportliche Betätigung und die Summe all der anderen Nährstoffe führt auch eine hohe Kalziumzufuhr alleine nicht zum optimalen Schutz der Knochengesundheit und somit ist die Kalziumzufuhr bei (bei veganer Ernährung) nicht der einzige entscheidende Faktor. |
Sämtliche wichtigen Informationen zum Thema Kalziumversorgung bei veganer Ernährung gibt es im Buch „Vegan-Klischee ade!“ von Niko Rittenau sowie in seiner mehrteiligen Videoreihe rund um das Thema Kalzium auf YouTube.
Autor: Niko Rittenau
Titel: Vegan-Klischee ade!
Verlag: Ventil Verlag
ISBN: 3954531895
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Wie das Statistische Bundesamt Destatis mitteilte, ist die Anzahl der Schweine, die 2021 in Deutschland gehalten wurden (23,6 Millionen) die niedrigste seit dem Jahr 1996. Da die Zahl der schweinehaltenden Betriebe ebenfalls abnahm, erhöhte sich allerdings der durchschnittliche Schweinebestand je Betrieb. Die Statistiken über den Fleischkonsum pro Kopf sowie die Importzahlen aus dem letzten Jahr sind zwar noch nicht veröffentlicht, aber laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) lag der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2020 mit 57,3 Kilogramm so niedrig wie noch nie seit Berechnung des Verzehrs im Jahr 1989. Des Weiteren sanken laut BLE die Fleischimporte 2020 im Vergleich zu 2019. Knapp die Hälfte des verzehrten Fleisches ist Schweinefleisch.
Seit 1. Januar 2022 wird der Haferdrink Oatly Barista in der Bordgastronomie von ICE und Intercity als erste pflanzliche Milchalternative angeboten.Den Haferdrink Oatly Barista gibt es zunächst als Ergänzung zum Fairtrade-zertifizierten Filterkaffee und Caffè Crema. „Wir bei Oatly wollen ein nachhaltiges Nahrungsmittelsystem vorantreiben, denn das ist nicht nur für die menschliche Gesundheit, sondern vor allem für das Klima essenziell. Um das zu erreichen, müssen wir den Umstieg auf eine mehr pflanzliche Ernährung möglichst einfach machen, indem schmackhafte pflanzliche Produkte für möglichst viele Konsumenten verfügbar sind. Wir sind stolz darauf, dass der Deutsche Bahn Konzern nun Oatly als erste pflanzliche Milchalternative einführt. Und wir hoffen, dass viele weitere große Unternehmen diesem Beispiel folgen”, erklärt Tobias Goj, General Manager Oatly Germany.
Zum dritten Mal startete 2022 der Veganuary in Deutschland. Dabei wurde dieses Jahr ein Rekord aufgestellt: mehr als 200 deutsche Unternehmen aus den Bereichen Einzelhandel, Produktion und Gastronomie investierten konsequent in vegane Produkte und Aktionen und erweitern ihr Portfolio an pflanzlichen Angeboten. Die globale Kampagne motiviert Menschen, als Neujahrsvorsatz eine pflanzenbasierte Ernährung auszuprobieren und unterstützt alle Teilnehmenden während des Aktionsmonats mit umfangreichen Informationen und Rezepten.
„Angesichts des massiven Engagements der deutschen Wirtschaft wird der Lebensmittelmarkt im Januar 2022 einen weiteren veganen Boom erleben. Der Veganuary wird 2023 noch mehr Verbraucherinnen und Verbraucher dazu einladen, die Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung zu entdecken“, sagt Katharina Weiss-Tuider, Leiterin der Non-Profit-Organisation Veganuary Deutschland.