Wer ist hier der Übeltäter? – Filmbesprechung von „Die Q ist ein Tier“
Mit „Die Q ist ein Tier“ geht nächste Woche eine brillante Gesellschaftssatire zum Thema Fleischkonsum und Veganismus an den Start, die aktueller nicht sein könnte. Im narrativen Rahmen eines Kriminalfalls begeben sich zwei Polizeibeamte und eine Journalistin auf die Suche nach der Wahrheit und finden ein Sammelsurium an Sichtweisen. Eine Filmbesprechung.
Ein Verbrechen hält die Kleinstadt Mahrendorf in Niedersachsen in Atem: In die private Einfahrt des Schlachthof-Besitzers Haas wurden Innereien seines eigenen Betriebs gekippt. Polizei und Presse sind alarmiert und schmeißen sich in die Aufklärung des Falls. Es stellt sich die Frage: Wer ist hier der Übeltäter?
Der Film „Die Q ist ein Tier“ nimmt seine Zuschauenden an die Hand und begleitet eine Polizistin und ihren Kollegen dabei, wie erst Anwohnende, später Schlachthofmitarbeitende und schließlich alle Tierschützer*innen aus der Region ins Kreuzverhör genommen werden. Parallel folgt man der Volontärin des Lokalblatts, die hinter der Kipp-Aktion eine größere Story wittert und sich auf ihrer Suche nach der Wahrheit unbeirrt in den deutschen Ämter-Dschungel stürzt.
Thematischer Fokus: Fleischkonsum
Thematischer Schwerpunkt ist eindeutig der kritische Blick auf das Thema Fleischkonsum. Dabei setzt „Die Q ist ein Tier“ nicht etwa auf schockierende Bilder oder Geräusche, sondern brilliert über ein äußerst kluges Drehbuch. 53 Schauspielende tauchen ein in so geschickt gesetzte Charaktere, dass man sich des Öfteren daran erinnern muss, dass sich der Film selbst als eine Gesellschaftssatire versteht. Während einige Passagen nämlich völlig klar als überzogen erkannt werden können (zum Beispiel, wenn die hauchend-säuselnde Esoterikerin nach dem Ausräuchern der Polizeistation ihr Plädoyer für die Gefühlswelt von Pflanzen darlegt), sind andere Passagen schon schmerzhaft nah an der Realität.
Dabei schafft es Drehbuchautorin und Aktivistin Hilal Sezgin, verschiedene Klischees und Nicht-Klischees so sensibel nebeneinander zu platzieren, dass sich das gesamte Spannungsfeld rund um das Thema Fleischkonsum als das zeigt, was es ist: Ein unheimlich facettenreicher und gesellschaftsdurchziehender Komplex, der die unterschiedlichsten Absurditäten auftut, je nachdem, aus welcher Perspektive man auf den Film guckt.
Ein Film, der ein Angebot macht, was Schlachthaus-Dokumentationen oft nicht schaffen
Mich persönlich hinterließ der Film mit dem seltsam wohltuenden Gefühl, geordneter auf die Landschaft an Meinungen und Argumenten blicken zu können, die das Thema Veganismus und Fleischkonsum umgibt. Gewissermaßen wurde mir damit meine eigene Erschöpfung validiert, die ich phasenweise erlebe, weil ich mich viel mit Veganismus beschäftige und ihn im Alltag bespreche.
Mein Fazit lautet: „Die Q ist ein Tier“ macht seinen Zuschauenden ein Angebot, das ich so zum Thema Fleischkonsum noch nicht gesehen habe, und daher wertschätzend willkommen heiße. Der Film kann, eben weil er ohne abschreckendes Moralapostelgehabe und schockierendes Bildmaterial auskommt, eine wunderbare Diskussionsgrundlage sein – und damit ein Konversationsstarter. Etwas, was viele der vorangegangenen Dokumentationen und filmischen Verhandlungen des Themas, so gut gemacht sie auch sein mögen, aufgrund ihrer Schwere oftmals nicht leisten können.
Wo kann man „Die Q ist ein Tier“ sehen?
„Die Q ist ein Tier“ von Regisseur Tobias Schönenberg startet am 16. Mai 2024 bundesweit in folgenden ausgewählten Kinos:
Aalen, Kino am Kocher (in Planung)
Bad Waldsee, Seenema (27.06.2024-10.07.2024)
Berlin, b!ware Ladenkino (16.05.2024-22.05.2024)
Berlin, Z-inema (21.05.2024)
Kassel, Filmpalast (16.05.2024-22.05.2024)
Kassel, Kiezkino im Film-Shop (01.06.2024)
Kiel, Traumkino (19.05.2024)
Leipzig, Luru-Kino (16.05.2024-22.05.2024)
Mannheim, Odeon (16.05.2024)
München, Werkstattkino (12.05.2024)
Münster, Cinema (in Planung)
Neustrelitz, Movie Star (27.06.2024-03.07.2024)
Nürnberg, Cinecitta (16.05.2024-22.05.2024)
Parchim, Movie Star (27.06.2024-03.07.2024)
Parchim, Movie Star (04.07.2024-10.07.2024)
Rodgau, Kronenlichtspiele (23.06.2024)
Schwäbisch Hall, Kino im Schafstall (24.05.2024-25.05.2024)
Weingarten, Die Linse (20.06.2024-30.06.2024)
Wiesbaden, Roter Salon (31.07.2024)
Zwickau, Filmpalast (16.05.2024-22.05.2024)