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17. Dezember, 2022 / Katharina Frauenknecht

Gefängnisstrafe für Tierquäler: Landwirte nach veröffentlichten Undercover-Aufnahmen verurteilt

Vor drei Jahren deckte SOKO Tierschutz durch Undercover-Aufnahmen Fälle von schwerer Tierquälerei in einem Großbetrieb im Allgäu auf. Nun wurden die zwei verantwortlichen Landwirte wegen Tierquälerei bei mehreren Dutzend Rindern zu Haftstrafen verurteilt.

Die Tierwohlverstöße wurden erstmals im Juli 2019 publik, als Tierrechtsaktivisten der Organisation SOKO Tierschutz Aufnahmen aus einem Stall eines Milchviehhalters in Bad Grönenbach im Allgäu veröffentlichten. Zum Zeitpunkt der Aufnahme hatte der Betrieb mehr als 2.000 Rinder. „Die Videos belegen, wie einer der größten bayerischen Milchbauern auf seinem Hof seine Tiere quält und sie tagelang leiden lässt – und das, obwohl Behörden den Betrieb regelmäßig kontrollieren.“, schrieb damals die Süddeutsche Zeitung. SOKO überwachte den Betrieb Tag und Nacht über vier Wochen lang. Auf den Undercover-Aufnahmen war unter anderem zu sehen, wie Kühe wie leblose Gegenstände von einem Ort zum nächsten geschleift wurden oder in einem sogenannten Krankenstall ohne medizinische Versorgung verendeten. Sie zeigten stark abgemagerte Kühe, Tiere mit offenen Wunden und welche, die im Sterben lagen. Auf den Videos ist zu sehen, dass der Familienbetrieb seine Tiere länger leiden lässt, als gesetzlich erlaubt ist. Die Aufnahmen waren Anstoß für weitere Ermittlungen und der Anfang des Allgäuer Tierschutzskandals, von dem noch zwei weitere Milchviehbetriebe betroffen waren.

Nun wurden die beiden Angeklagten, der 25-jährige Sohn M. Endres und sein 68-jähriger Vater F. Endres, für ihre Taten verurteilt. Der junge Landwirt wurde vom Landgericht Memmingen zu zwei Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt und darf zudem fünf Jahre lang keine Tiere mehr halten. Sein Vater erhielt eine Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. „Das zeigt, dass die Justiz in Bayern Tierschutz ernst nimmt und Fälle öffentlich aufgearbeitet werden. Tierquälerei muss Gefängnis bedeuten. Hier am Landgericht Memmingen wurde Tierschutzgeschichte geschrieben“, so der SOKO-Vorsitzende Friedrich Mülln.

Laut dem zuständigen Richter zeugten die Taten der Landwirte von «Ignoranz gegenüber dem Tierschutz». Beide Angeklagte hätten sich zahlreichen Aufforderungen der Behörden, die Zustände auf ihren Höfen zu verbessern, beharrlich verweigert. Zudem erklärte die Staatsanwaltschaft, dass Leid und Niedergang von Tieren aus Unterlassen gleichwertig wie aktive Taten gelten. „Dass das jetzt endlich angemessen geahndet wird, ist ein großer Erfolg für den Tierschutz und schafft endlich Abschreckung“. Zudem müsse das Urteil eine «Signalwirkung» auf andere Verfahren haben, forderte Mülln. „Wir brauchen eine effektive Abschreckung in der industriellen Landwirtschaft, sonst bleibt es nur an uns Tierschutzorganisationen dagegen zu kämpfen, und das ist dann wirklich ein schwieriges Unterfangen.“

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