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31. Mai, 2023 / Katharina Frauenknecht

Interview mit dem veganen Musikkollektiv VVANDEL

Unter dem Motto „Tieren eine Stimme geben“ haben sich im Rahmen des veganen Musikkollektivs VVANDEL mehr als ein Dutzend vegane Musiker und Musikerinnen zusammengefunden, um im Zeitraum von 2020 bis 2023 insgesamt 16 Songs im Rahmen der „VEGAN EP“-Trilogie mit Einflüssen aus Pop, Rap und Rock rund um die Themen Tierrechte und Veganismus zu veröffentlichen. Sämtliche Streamingeinnahmen aller Songs wurden dabei zu gleichen Teilen an das Deutsche Tierschutzbüro und die Organisation ProVeg Deutschland gespendet. Bisher konnten so bereits über 5.000,- € an Spendengeldern generiert werden und monatlich steigt durch die Streamingeinnahmen die Spendensumme. Das Team von VeganNews hat mit VVANDEL-Initiator Niko Rittenau über die Entstehung des Projekts sowie den bisherigen musikalischen Output und die Vision hinter VVANDEL gesprochen.

VeganNews: Viele Leute kennen dich in der veganen Szene aufgrund deiner zahlreichen Spiegel-Bestsellerbücher zur veganen Ernährung und deinen Social-Media Beiträgen als Ernährungswissenschaftler, wohingegen deine Rolle als Initiator eines veganen Musikprojekts vermutlich auf den ersten Blick viele Leute überraschen könnte. Wie kam es dazu und wie blickst du heute – knapp vier Jahre nach dem Start des Projekts – auf die bisherigen Veröffentlichungen zurück?

Niko Rittenau: Ich bin seit vielen Jahren privat sehr großer Musikfan und habe bereits einige Jahre vor meiner beruflichen Laufbahn im Ernährungsbreich als Musikjournalist einige Artikel auf diversen Blogs veröffentlicht. Mit meiner Arbeit als Ernährungswissenschaftler beschäftige ich mich ja primär mit den wissenschaftlichen Aspekten unserer Ernährung und zeige auf, worauf man achten muss, wenn man sich frei von Tierprodukten ernähren möchte. Obwohl ich mittlerweile auch ein Buch mit vielen Inhalten zum Thema Tierethik namens Vegan ist Unsinn!“ zusammen mit Ed Winters(„Earhtling Ed“) und Patrick Schönfeld („Der Artgenosse“) veröffentlicht und auch bereits zahlreiche Social-Media-Beiträge zu tierethischen Themen verfasst habe, hatte ich das Bedürfnis dieses Thema noch auf eine andere Ebene zu transportieren. Da ich der Meinung bin, dass Musik ein sehr gut geeignetes Medium ist, um solch emotionale Themen angemessen zu vermitteln und ich durch mein privates Interesse an Musik auch bereits lange

Kontakte zu vielen Musikern pflege, bot es sich an, hier als Vermittler zu fungieren, um all die talentierten Musiker, Produzenten, Sänger, Rapper und Künstler zusammenzubringen und mit ihnen gemeinsam „Vegan EP“-Trilogie zu arbeiten, deren erster Song Blauer Planet“ im September 2019 erschien und deren dritter Teil mit dem letzten Song Deine Hände“ nun vor Kurzem veröffentlicht wurde.  Ich freu mich sehr, dass nun alle ursprünglich geplanten Songs auch erschienen sind und bin stolz auf die großartigen Songs, die alle beteiligten Musiker kreiert haben. Sowohl aus Sicht des Spendengedankens, da wir mittlerweile bereits über 5.000,- € an Spenden generieren konnten, aber auch einfach als Musikfan, da wirklich großartige Musik dabei entstanden ist.

VeganNews: Wie entstand VVANDEL und wie kann man sich die gemeinsame Arbeit an den Songs vorstellen?

Niko Rittenau: Die Idee war es – wie es auch der Slogan des Projekts beschreibt – Tieren durch unsere Musik eine Stimme zu geben und durch die Streamingeinnahmen der Songs Spendengelder für die wichtige Arbeit von Tierschutzsorganisationen wie dem deutschen Tierschutzbüro e.V. und der veganen Organisation ProVeg e.V. zu generieren. Ich selbst bin ja kein Musiker und hatte daher primär die Rolle des Initiators und Vermittlers und habe alles koordniert. Das musikalische Schaffen geht voll und ganz auf alle beteiligten Musiker zurück.  Wir wollen mit den Songs einen Soundtrack für einen gesellschaftlichen Wandel in der Mensch-Tier-Beziehung liefern und haben uns daher auch für den Namen VVANDEL entschieden. Das Fundament für das VVANDEL-Projekt bildete mein Treffen mit dem Berliner Musiker Flaex, der im Laufe des Projekts das musikalische Mastermind hinter VVANDEL wurde und an einem Großteil der Songs beteiligt war. Mit ihm und Flo Hillen haben wir den ersten gemeinsamen Song Blauer Planet“ zum Thema der Tierausbeutung in der Milchindustrie aufgenommen und die Idee der EP-Trilogie erarbeitet. Die Idee war, dass wir mit möglichst vielen unterschiedlichen veganen Musikern aus unterschiedlichen musikalsichen Genres kollaborieren, um die Tierrechtsthemen auf möglichst vielfältige Art präsentieren zu können. So haben wir auf der ersten VEGAN EP neben dem erwähnten ersten Song sowie einem Remix des Tierrechtssongs 1 Milliarde“ von Flo Hillen auch beispielsweise Songs wie I See You“ mit dem mittlerweile leider verstorbenen Blues-Rock-Sänger Andy Jones,  What Hell is Like“ mit der britischen Songwriterin Vegan Queen V und See The Stars Shine“ mit dem kroatischen Rapper IFEEL und vereinen damit nicht nur mehrere Musikstile, sondern auch mehrere Nationalitäten auf einer Platte.

VVANDEL war aber bereits von Beginn an nicht „nur“ ein Musikprojekt, sondern ein Künstlerkollektiv, in dem neben den Musikschaffenden auch Künstler involviert waren, die passende Kunstwerke – sowohl analog als auch digital –  zu allen Songs erschaffen waren. Für die erste VEGAN EP hat die vegane Illustratorin Ari Liloan alle Artworks passend zu den Songthemen erschaffen.     

VeganNews: Es gab auch eine gemeinsame „Vegan Music Tour“ von VVANDEL, die allerdings aufgrund der Covid-Pandemie abgesagt werden musste. Wird diese noch nachgeholt?

Niko Rittenau: Ja, wir haben mit dem Erscheinen des ersten Teils der VEGAN EP eine groß angelegte Deutschlandtour mit allen beteiligten Musikern gestartet, die im Februar 2020 startete. Da im März ja der erste Covid-Lockdown begann, musste die Tour allerdings bereits nach dem zweiten Konzert abgesagt werden. Während des Lockdowns haben wir uns dann vermehrt darauf konzentriert, die Songs der anderen beiden Teile der EP-Trilogie zu produzieren und mittlerweile sind die meisten der beteiligten Künstler in so vielen Projekten involviert, dass es kaum noch realistisch erscheint, nochmals alle zusammen für eine gemeinsame Tour zu koordinieren. Mittlerweile sind auch bereits so viele Künstler in die unterschiedlichen Songs involviert, dass es ein großer Act wäre, das zu realisieren. Völlig auszuschließen ist es zukünftig nicht, aber zumindest aktuell nicht geplant.

VeganNews: Weil wir gerade von vielen beteiligten Künstlern sprechen: Wie wuchs das VVANDEL-Kollektiv nach dem Erscheinen der ersten EP und wie haben die unterschiedlichen Musiker zueinander gefunden?

Niko Rittenau: Ich bin, wie eingangs erwähnt, ein großer Musikfan und halte daher immer die Augen und Ohren nach spannenden Künstlern offen. Wann immer ich talentiere vegane Musiker entdeckt habe, habe ich mich mit ihnen in Verbindung gesetzt, um zu gucken, ob sie Interesse an gemeinsamen Songs haben und dann haben wir jeweils gemeinsam im Team entschieden, welche Musiker zusammen mit welchen Produzenten auf welchen Songs vertreten sein werden. Manche Musiker habe ich auch ganz zufällig getroffen, wie zum Beispiel die vegane RnB-Sängerin Dimi Rompos, die zur gleichen Zeit wie wir auf Bali auf Urlaub war und die wir dann zufällig in einem veganen Café getroffen und noch direkt vor Ort zusammen mit Flaex den Song Wie Weit“ zum Thema der Ausbeutung von Meerestieren für die zweite VEGAN EP aufgenommen haben. Direkt zu Beginn der Arbeit an der zweiten EP haben wir auch die vegane Pop-Musikerin Cloudy June kennengelernt, mit der wir den Song Alles Gute“ zum Thema Speziesismus gemacht haben. Sie war zu der Zeit noch recht unbekannt, aber ist mittlerweile richtig durchgestartet. Kürzlich hatte sie über eine Million monatliche Hörer auf Spotify und viele ihrer Songs haben Streamzahlen im zweistelligen Millionenbereich. Für die zweite EP haben wir zudem mit dem zweifachen

DLTLLY-Champion Nedal Nib für den Song Paradies“ sowie mit der Alternative-HipHop-Band RAHÎ für den Song Stadtrand“ kollaboriert. Mein persönliches Highlight dieser EP ist der Song 10.000 Tränen“ mit Mika und Elto, der ein Remake des bekannten gleichnamigen Songs der Band Berge darstellt. Bei dieser EP stammten alle digitalen Cover-Artworks vom veganen Grafiker Philipp Mochine.

VeganNews: Letzte Woche erschien schließlich mit „Deine Hände“ der letzte Song des dritten Teils der „VEGAN EP“-Trilogie. Wenn du auf das Projekt zurückblickst; bist du zufrieden wie es bisher gelaufen ist? Wird es mit VVANDEL in Zukunft weiter gehen?    

Niko Rittenau: Ja, letzte Woche erschien endlich nach langer Pause unser Remake des gleichnamigen Songs des österreichischen Musikers DAMEDeine Hände“ war mit Abstand der zeitintensivste aller bisherigen Songs, da über die letzten 1,5 Jahre immer wieder andere Leute an dem Song gearbeitet haben, aber wir nie so richtig zufrieden mit dem Endergebnis waren. In der finalen Version ist nun neben Flaex auch der überaus talentierte Rapper Serxx vertreten, mit dem wir auf der dritten EP gleich eine ganze Reihe an Songs aufgenommen haben. Er ist auch auf den Songs Nie Genug“ zum Thema der Pelz- und Lederindustrie sowie auf dem Song Stimme“ vertreten, in dem auch Flo Hillen und Hîzir von RAHÎ zu hören sind. Flo Hillen ist auf der dritten EP außerdem noch auf dem Song Entscheidung“ zusammen mit der Sängerin Mina vertreten. Ein weiteres Highlight der dritten EP ist für mich auch der Song Box“ zum Thema der industriellen Hühnerhaltung, den Flo Hillen zusammen mit der Sängerin Cathy Meyer gemacht hat, die einen grandiosen Refrain beigesteurt hat. Sämtliche Coverartworks der dritten EP stammten von der Künstlerin Ayla Phoenix, die für jeden Song ein eigenes Gemälde angefertigt hat. Nach dem Abschluss der letzten EP sind nun keine weiteren Songs geplant. Wir konzentrieren uns nun darauf, dass die bestehenden Songs möglichst viel Verbreitung finden, damit wir über die Streamingeinnahmen möglichst viele Spenden für das deutsche Tierschutzbüro und ProVeg generieren können, um deren wichtige Arbeit zu unterstützen. 100% aller Streamingeinnahmen werden gespendet und wir konnten so bereits über 5.000,- € an Spendengeldern sammeln. Ob es in Zukunft noch weitere Songs oder anderen künstlerischen Output geben wird, ist aktuell noch nicht abzusehen, aber ich bin für den Moment sehr zufrieden mit den bisherigen Veröffentlichungen und möchte mich an dieser Stelle nochmals von Herzen bei allen am VVANDEL-Projekt beteiligten Musikern, Künstlern, Produzenten und allen Unterstüztern bedanken, die wirklich großartige Arbeit abgeliefert haben!

Wenn man das vegane Musik-Spendenprojekt unterstüzten möchte, kann man alle Songs von VVANDEL auf den gängigen Streamingplattformen wie Spotify, Apple Music, Deezer und weiteren kostenfrei streamen und dadurch Spenden generieren. Darüber hinaus kann man auch direkt auf das Spendenkonto vom deutschen Tierschutzbüro e.V. und auf das Spendenkonto von ProVeg e.V. überweisen. Nachfolgend werden noch alle Spotify-Profile der am VVANDEL-Projekt beteiligten Künstler verlinkt:

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