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28. März, 2023 / Katharina Frauenknecht

Israelisches Startup verändert Geschlecht von Kükenembryonen durch Schallwellentechnologie

Ein israelisches Startup namens „Soos“ nutzt Schallwellen, um das Geschlecht von männlichen Kükenembryonen zu verändern. Dadurch möchte das Unternehmen einen Beitrag dazu leisten, dass weniger männliche Küken in der Eierindustrie vorzeitig getötet werden müssen, da diese keine Eier legen können und somit für die Eierindustrie nicht von Wert sind.

Viele Nicht-Säugetiere wechseln ihr Geschlecht während der Inkubationszeit aufgrund von Umweltbedingungen und sogar sozialen Parametern. Bei Reptilien, Fischen und Amphibien kann beispielsweise allein die Temperatur eine Geschlechtsumkehr bewirken. Bei Hühnern findet die Geschlechtsbestimmung erst nach dem sechsten Tag der Embryonalentwicklung statt. Zu diesem Zeitpunkt beginnen die Keimzellen (Gonaden), sich in Eierstöcke oder Hoden zu differenzieren. Bis dahin sind die Keimdrüsen „bi-potentiell“, d. h. sie können sich unabhängig vom Genomstatus entweder in Hoden oder Eierstöcke entwickeln. Soos nutzt das „Bi-Potentialitäts“-Fenster der Keimdrüsen und führt durch Schallschwingungsenergie in das reguläre Inkubationsprofil zu einer Hochregulierung der weiblichen Genexpression gegenüber der männlichen Genexpression. Infolgedessen weisen genomische männliche Küken einen weiblichen Phänotyp (Eierstöcke) und eine weibliche Funktion (Eierlegen) auf. In anderen Worten: Die Hühner sind genetisch gesehen immer noch männlich, aber haben die Geschlechtsmerkmale weiblicher Hühner.

Die Technologie des Unternehmens wurde bereits auf einer Eierfarm in Upstate New York mit 1.200 Küken und auf einer der größten Eierfarmen in Israel mit 200 Küken kommerziell genutzt. Zudem leitet Soos zwei F&E-Pilotprojekte, eines mit Amadori, einem der führenden Unternehmen im italienischen Agrar- und Lebensmittelsektor, und das andere mit dem größten Eierproduzenten in Belgien. Das Startup möchte weltweit expandieren und weitere kommerzielle Pilotprojekte durchführen, um die Eierindustrie zu ermutigen, seine Technologie zu übernehmen. „Die Landwirte sind sehr konservativ – wenn etwas funktioniert, dann funktioniert es, und sie sehen keinen Grund, das zu ändern“, sagt Yael Alter, CEO und Mitbegründerin von Soos. Innerhalb der nächsten zwei Jahre will das Unternehmen 20 Millionen Dollar aufbringen und sich auf die Expansion in Brütereien in den USA und Europa konzentrieren. Ihr Ziel ist es dabei, die Praxis des Tötens der männlichen Küken abzuschaffen.

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