Schweiz: fleischbetonte Ernährungsweise bürdet Staat & Allgemeinheit hohe Kosten auf
Eine neue Studie, die von der Denkwerkstatt unabhängiger Agrarfachleute Vision Landwirtschaft in Auftrag gegeben wurde, hat die indirekten Kosten unterschiedlicher Ernährungsweisen in der Schweiz untersucht. Laut den Autoren wird nur ca. die Hälfte der Kosten der Nahrungsmittelproduktion in der Schweiz durch die verursachenden Konsumentinnen und Konsumenten direkt getragen. Die andere Hälfte wird als Kosten der Landwirtschaft zulasten der Allgemeinheit (externe Kosten), beispielsweise Umweltbelastungen, sowie über Ausgaben des Bundes für die Nahrungsmittelproduktion getragen.
Um unter anderem herauszufinden, in welchem Ausmaß unterschiedliche Ernährungsstile durch staatlichen Maßnahmen indirekt unterstützt werden, wie hoch die externen Kosten der Nahrungsmittelproduktion sind, die der Staat Konsumenten mit unterschiedlichen Ernährungsstilen gleichsam abnimmt und sie der Allgemeinheit aufbürdet und inwieweit eine Umverteilung der Kosten verschiedener Ernährungsstile durch staatliche Beiträge und eine Übernahme der externen Kosten durch die Allgemeinheit stattfindet, haben die Autoren folgende Ernährungsstile untersucht:
- vegan (keine tierischen Produkte)
- ovo-lacto-vegetarisch (nur pflanzliche Nahrungsmittel, Eier, Honig, Milchprodukte)
- ovo-lacto-pescetarisch (nur pflanzliche Nahrungsmittel, Eier, Honig, Milchprodukte, Fisch)
- flexitarisch (gemässigter Fleischkonsum, Milchprodukte, Eier)
- proteinbetont (überdurchschnittlicher Konsum von Fleisch, Milchprodukten und Eiern)
- fleischbetont (sehr hoher Fleischkonsum)
- umweltoptimiert (basierend auf der Schweizer Lebensmittelpyramide und Empfehlungen zum nachhaltigen Essen und Trinken FOODprints®)
Die Publikation schlussfolgert, dass die Schweizer Agrar- und Ernährungspolitik nicht nur insgesamt große Teile der Kosten der Allgemeinheit aufbürdet, sondern auch bestimmte Konsumstile stark begünstigt und andere benachteiligt. Deutlich wird diese Ungerechtigkeit durch den Vergleich einer Kostenanlastung nach dem Verursacherprinzip: In 2020 gehörten vegan essende Menschen mit einem s.g. Transferbetrag von -557 Franken zu jenen Personen, die als „Nettozahlende“ den Konsum anderer Bürger finanziell unterstützen, wohingegen Personen, die einen hohen Konsum von Tierprodukten aufweisen, mit +458 Franken zu den „Nettoempfangenden“ zählen, deren ressourcenintensive Ernährung von der Allgemeinheit mitgetragen wird.