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13. Juni, 2023 / Jakob Jonas

Europa: EU geht zukünftig stärker gegen Überfischung vor

Fischer in der EU müssen sich auf verschärfte Kontrollen zur Bekämpfung der Überfischung vorbereiten.

Mittwoch erzielten Unterhändler des EU-Parlaments und der Mitgliedstaaten eine Einigung über eine Reform der gemeinsamen Regeln für den Fischereisektor. Gemäß dieser Reform müssen große Schiffe zukünftig Überwachungskameras installieren, um die Einhaltung der Fangquoten zu gewährleisten.

Die Verpflichtung gilt für Schiffe, die länger als 18 Meter sind. Darüber hinaus müssen alle Mitgliedstaaten Systeme zur Ortung aller Fischereifahrzeuge einrichten, und alle Fischer*innen müssen ihre Fänge digital melden. Auch kleine Schiffe mit einer Länge von weniger als zwölf Metern sind grundsätzlich davon betroffen. In begründeten Fällen können jedoch bis 2030 Ausnahmen gemacht werden.

Die neuen Regeln haben ebenso das Ziel, die Sanktionen der Mitgliedstaaten zu vereinheitlichen. Bisher waren die Strafen für Fischer bei Verstößen gegen Fangquoten und andere Vorschriften sehr verschieden. Zukünftig wird die Strafe grundsätzlich auf Grundlage des monetären Wertes des Fangs berechnet.

Ein zentraler Streitpunkt waren die Toleranzmargen für Fischer. Diese beschreiben den Unterschied zwischen der geschätzten Menge gefangener Fische und dem gemessenen Ergebnis der Gewichtung im Hafen. Bisher betrug die Toleranzmarge zehn Prozent, doch einige Länder forderten eine deutliche Erhöhung. Im Verlauf des Verfahrens drohte die Kommission konträr dazu sogar damit, den Gesetzentwurf zurückzuziehen, falls die Toleranzmargen zu großzügig ausfielen. Grundsätzlich bleibt die Zehn-Prozent-Marge bestehen. Die EU-Kommission hatte bereits im Frühjahr 2018 eine Reform der Kontrollvorschriften für die Fischerei vorgeschlagen. Die Mitgliedstaaten benötigten hier jedoch drei Jahre, um eine gemeinsame Position zu finden. Auch die anschließenden Verhandlungen mit dem EU-Parlament dauerten an.

Die strengeren Kontrollen und Überwachungsmaßnahmen dienen nicht nur dem Schutz der Fischbestände, sondern auch dem Wohl der betroffenen Tiere. Durch die Einhaltung der Fangquoten und die Reduzierung von Überfischung wird ein nachhaltigerer Umgang mit den marinen Ökosystemen angestrebt. Die Implementierung von Überwachungskameras und die Rückverfolgbarkeit von Fischprodukten ermöglichen auch eine größere Transparenz und informierte Entscheidungen für jene Verbraucher, die Wert auf ethisch vertretbare und nachhaltige Lebensmittelproduktion legen.

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