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21. Juli, 2023 / Jakob Jonas

Herausforderungen und Lösungsansätze für die Kennzeichnung von veganen und pflanzlichen Lebensmitteln in Großbritannien​

Der Markt für vegane und pflanzliche Lebensmittel in Großbritannien hat wie auch hierzulande in den letzten Jahren einen starken Aufschwung erlebt. Laut einer aktuellen Studie der Consumer Goods Association (CGA) ist die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln um 90% gestiegen. Dieser Trend spiegelt das gesteigerte Interesse der Verbraucher*innen an gesunder Ernährung, ethischen Erwägungen und Umweltbewusstsein wider. Allerdings stehen Verbrauchende und Unternehmen vor einigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Kennzeichnung dieser Produkte.

Die Studie des Chartered Trading Standards Institute (CTSI) untersucht den aktuellen Stand der veganen und pflanzlichen Lebensmittel, Verbraucherentscheidungen und die damit verbundene Verwirrung für Personen mit Lebensmittelallergien. Derzeit folgen 4,5% der britischen Bevölkerung einer fleischfreien Ernährung, wobei sich 1,5% als Veganer*innen identifizieren. Von den befragten Personen sind 76,4% der Überzeugung, dass als vegan gekennzeichnete Lebensmittel komplett frei von tierischen Bestandteilen sein sollten. Angesichts der Tatsache, dass bei ca. einer von sechs Personen Lebensmittelallergien vorhanden sind, besteht ein dringender Bedarf an korrekter Lebensmittelkennzeichnung.

Die Studie zeigt auf, dass es in Großbritannien derzeit keine gesetzliche Definition für den Begriff „vegan“ gibt und keine festgelegten Grenzwerte für tierische Bestandteile in veganen Lebensmitteln. Dadurch entsteht bei Verbrauchern mit Allergien die Gefahr, unwissentlich Lebensmittel zu konsumieren, die als „vegan“ oder „pflanzlich“ (engl. „plant-based“) gekennzeichnet sind, aber potenziell Allergene enthalten.

Das CTSI arbeitet drei Empfehlungen zur Lösung der Probleme heraus:

  1. Eine rechtliche Definition: Es sollte eine rechtliche Definition für vegane Lebensmittel eingeführt werden, einschließlich spezifischer Grenzwerte für tierfreie Produkte, um eine genaue Kennzeichnung sicherzustellen und Verbraucher mit Lebensmittelallergien zu schützen
  2. Eine Bildungskampagne: Eine Aufklärungskampagne sollte gestartet werden, um Verbraucher über die Kennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen aufzuklären, einschließlich Begriffen für tierische Bestandteile, die für einige Verbraucher möglicherweise nicht vertraut sind.
  3. Eine Stakeholder-Beteiligung: Die CTSI empfiehlt eine weitere Zusammenarbeit mit Interessengruppen, um die Leitlinien für die Kennzeichnung von veganen und pflanzlichen Lebensmitteln zu aktualisieren und an internationale Standards anzupassen.

„Kann Spuren von enthalten“ – Ist das noch vegan?

Das Problem der Kennzeichnung tierischer Bestandteile bei veganen Produkten führte auch hierzulande in der Vergangenheit vermehrt zu Diskussionen. Der Allergen-Hinweis „Kann Spuren enthalten“ führt oft zu Verwirrung bei Verbraucher*innen. Viele Produkte tragen diesen Hinweis, obwohl in der Zutatenliste keine tierischen Produkte aufgeführt sind. Warum ist das so?

Die Spurendeklaration dient der rechtlichen Absicherung des Herstellers, da es während der Produktion zu unbeabsichtigten Übertragungen von Spuren anderer Lebensmittel kommen kann. Dies ist beispielsweise bei gemeinsam genutzten Produktionsanlagen der Fall.

Das V-Label, das vegetarische und vegane Produkte kennzeichnet, wird allerdings auch auf Produkte gedruckt, auf denen tierische Bestandteile unter „Kann Spuren von“ genannt werden. Solange nicht bewusst tierischen Bestandteile hinzugefügt wurden, zählt das Produkt also als vegan. Die vorhandenen tierischen Spuren treten, wenn überhaupt, nur in Kleinstmengen auf.

Der „Kann Spuren enthalten“-Hinweis ist daher wirklich als Allergiker-Hinweis zu verstehen. Bei Menschen mit Lebensmittelallergien können gegebenenfalls schon Kleinstmengen zu allergischen Reaktionen führen. Aus diesem Grund ist eine klare Kennzeichung also auch bei Kleinsmengen von enormer Wichtigkeit.

Durch die Umsetzung der Empfehlungen der CTSI kann Großbritannien eine klare und vertrauenswürdige Landschaft für Verbraucher schaffen, die vegane und pflanzliche Lebensmittel suchen. Gleichzeitig können Personen mit Lebensmittelallergien vor möglichen Risiken geschützt werden.

Der Markt für vegane und pflanzliche Lebensmittel hat das Potenzial, weiter zu wachsen und einen positiven Beitrag zu Gesundheit, Umwelt und Tierschutz zu leisten. Eine zuverlässige und klar definierte Kennzeichnung ist langfristig also ohnehin unerlässlich.

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