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15. August, 2023 / Elena Arnold

Beverstedt: Ein Milchbauer wird vegan und damit zum Vorreiter des Wandels

Ein Landwirt aus dem Landkreis Cuxhaven hat einen bemerkenswerten Schritt unternommen: Er verabschiedet sich von der Milchwirtschaft und wird zum Veganer. Doch das Außergewöhnliche daran ist nicht nur seine persönliche Entscheidung, sondern auch das Schicksal seiner geliebten Kühe.

Jürgen Rademacher, ein 62-jähriger Bio-Landwirt und bisheriger Milchbauer aus Beverstedt im Landkreis Cuxhaven, hat kürzlich eine bedeutende Veränderung in seinem Leben vorgenommen. Nachdem er über drei Jahre Vegetarier war, traf er die Entscheidung, vegan zu werden. Diese Wandlung mag für viele Menschen nicht überraschend erscheinen, doch die Besonderheit liegt darin, dass Rademacher sein gesamtes Leben lang Kühe gehalten hat. Nun möchte er den Tieren zuliebe den Weg der Milchwirtschaft verlassen und stattdessen einen schonenderen Pfad einschlagen.

Diese Veränderung wurde durch Rademachers Nichte angestoßen, die ebenfalls vegan lebt. Ihre Suche nach einem Brautkleid ohne Seide, um Tierleid zu vermeiden, regte ihn zum Nachdenken an. Nachdem er anfangs nicht verstand, warum seiner Nichte ein seidenfreies Kleid so wichtig war, führte seine Beschäftigung mit dem Thema zu einem tiefen Umdenken. Der Gedanke an das Wohl der Tiere und die Problematik der modernen Milchwirtschaft veranlassten Rademacher schließlich dazu, seinen Lebensstil radikal zu verändern.

In der herkömmlichen Milchwirtschaft werden Kälber kurz nach ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt, was bei den Jungtieren chronischen Stress verursacht. Die Mutterkühe produzieren Milch nicht primär für ihre Kälber, wie es eigentlich sein sollte, sondern für die Milchindustrie. Zusätzlich führt der Druck auf höchste Effizienz dazu, dass Kühe heutzutage etwa dreimal so viel Milch geben wie noch in den 1950er Jahren. Diese Überproduktion geht jedoch umso mehr auf Kosten der Gesundheit der Tiere, die oft unter körperlicher Überlastung und Krankheiten leiden. In vielen Fällen endet ihr Leben schließlich im Schlachthof, wenn die Kühe nicht mehr als wirtschaftlich betrachtet werden.

Für Jürgen Rademacher steht die Verbundenheit zu seinen Tieren im Vordergrund. Jede Kuh auf seinem Hof trägt einen eigenen Namen. Im Zuge seiner veganen Lebensumstellung hat er sich dazu entschlossen, seine Milchproduktion einzustellen. Er weigert sich aber, sich von seinen Kühen gänzlich zu trennen – und möchte sie weiterhin auf dem Hof leben lassen. Die finanzielle Belastung, die mit der Haltung der Kühe einhergeht – etwa 1800 Euro pro Jahr für jede Kuh – versucht er durch kreative Lösungen zu bewältigen. Beispielsweise bietet er Patenschaften für die Kühe an.

Neben den Patenschaftsbeiträgen und Spenden hofft Rademacher außerdem auf Fördermittel der EU, die er durch die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen auf seinem Hof zu erhalten versucht. Seine finanzielle Zukunft sieht der Bio-Landwirt bereits im verstärkten Ackerbau, um eine nachhaltige Einkommensquelle zu schaffen.

Die letzte Milch wurde Ende Juli von Rademachers Kühen gemolken. Fortan widmet er sich der pflanzlichen Landwirtschaft und seiner „Kuh-Pension“. Mit seinem außergewöhnlichen Schritt setzt er nicht nur ein Beispiel für tierfreundliche Landwirtschaft, sondern auch für den persönlichen Wandel, der von Mitgefühl und Verantwortung geprägt ist! 

Falls euch das generelle Thema der Umwandlung von Tierhöfen in pflanzliche Landwirtschaft interessiert, dann möchten wir euch noch das Stichwort “Transfarmation” mitgeben. Unter diesem Begriff sind alle möglichen Infos zu Umwandlungen hin zu einer veganeren und nachhaltigen Anbaukultur gesammelt.

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