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7. September, 2023 / Jakob Jonas

Penny testet Bepreisung unter Einbezug von Umwelt- und Gesundheitskosten in Aktionswoche "Wahre Kosten"

Kürzlich hat die deutsche Discounter-Supermarktkette einen Test durchgeführt, bei dem Kunden Produkte nach den Umwelt- und Gesundheitskosten der Lebensmittel bezahlen mussten.

Die Penny-Kette, die 2.150 Filialen hierzulande betreibt, führte Anfang August in all ihren Märkten eine einwöchige Testphase für einige Produkte durch. In dieser Zeit wurden die Preise für hauptsächlich fleisch- und milchbasierte Produkte angepasst, um die wahren Kosten dieser Produkte widerzuspiegeln.

Die Preise wurden von Experten der Nürnberger Technischen Hochschule und der Universität Greifswald festgelegt. Sie berücksichtigten die Auswirkungen der Produkte auf das Klima, den Wasserverbrauch und die Gesundheit. So stieg der Preis für Wiener Würstchen von 3,19 € auf 6,01 € und Fruchtjoghurt verteuerte sich von 1,19 € auf 1,56 €. Auch vegane Schnitzel erhielten höhere Preise, allerdings fiel der Anstieg mit nur fünf Prozent geringer aus. Der Preis für Maasdamer Käse hingegen stieg um 94 Prozent.

„Wir möchten ein Bewusstsein für die versteckten Umweltkosten von Lebensmitteln schaffen“, sagte Stefan Görges, Chief Operating Officer von Penny, gegenüber den Medien. „Wir müssen die unangenehme Botschaft verbreiten, dass die Preise unserer Lebensmittel entlang der Lieferkette keineswegs die Umweltaufschläge widerspiegeln.“

Die Umweltauswirkungen der Tierhaltung

Es ist unbestreitbar, dass die Produktion von Fleisch und Käse katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt hat. Neben der Verantwortung für mindestens 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen führt die Tierhaltung auch zur Entwaldung, zum Verlust der Artenvielfalt und zur Verschmutzung von Gewässern.

Die Experten der beiden deutschen Universitäten stellten fest, dass Maasdamer Käse versteckte Kosten von 85 Cent für die Emissionen von CO2 und Methan hatte. Sie fügten 76 Cent für Bodenschäden und 63 Cent für Pestizide hinzu. Weitere 10 Cent wurden für die Verschmutzung des Grundwassers durch die Verwendung von Düngemitteln veranschlagt.

Methan ist ein starkes Treibhausgas, das in seinen ersten 20 Jahren in der Atmosphäre 80-mal wärmer ist als CO2. Es hat auch eine wesentlich kürzere Halbwertszeit, was bedeutet, dass seine Reduzierung das globale Erwärmen schnell verlangsamen kann, und uns somit mehr Zeit zur Bewältigung von Kohlendioxidemissionen gibt. Intensive landwirtschaftliche Praktiken schädigen auch den Boden erheblich, während Pestizide sowohl die Gesundheit der Landwirte als auch die Umwelt, in der sie eingesetzt werden, beeinträchtigen.

Sollten Supermärkte und Discounter Verantwortung für das Klima übernehmen?

Die Anerkennung und Berücksichtigung der Klimakosten von Lebensmitteln ist ein bemerkenswerter Schritt für einen Supermarkt. Es scheint jedoch in Deutschland einen wachsenden Trend in diese Richtung zu geben. Früher in diesem Jahr wurde angekündigt, dass der Budget-Discounter Lidl den Verkauf von Fleisch in seinen Supermärkten im Land reduzieren würde. Dies passte zu einem unternehmensweiten Streben nach Nachhaltigkeit, zu dem auch die Erhöhung des Angebots an pflanzlichen Produkten im Geschäft gehörte.

„Wir benötigen weltweit eine bewusstere Ernährung, um uns innerhalb unserer planetaren Grenzen zu versorgen“, wurde Lidl’s Chief Buyer Christoph Graf zur damaligen Zeit zitiert. Er betonte, dass es „keine Alternative“ zur Reduzierung von Fleisch bei Lidl gebe, da es „keinen zweiten Planeten“ gebe.
Nicht alle Länder haben jedoch solche Schritte unternommen. Wie sich der Einzelhandel im Bezug auf die Herausforderungen des Klimawandels verhalten wird, bleibt abzuwarten.

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